Das ist Wahnsinn
14. November 2022

Welcher Verein vier Tage zuvor in einem aufopferungsvollen Cup-Fight gegen den FC Sion gespielt hatte, war für einen Fussball-Laien kaum zu beantworten – wahrscheinlich aber nicht der FC Wil 1900. Die knapp 2’000 Zuschauer*innen mussten sich Mal für Mal die Augen reiben, ob die gezeigte Wiler Leistung nicht nur ein schöner Traum, sondern Tatsache war. Der 100%ige Fokus auf die Partie, das Maximum an Leidenschaft, der unfassbare Einsatzwille und die fantastische Moral machte das schwarz-weisse Fan-Herz so richtig stolz.

Dass die Lidl Arena nicht unbedingt zu den bevorzugten Pflastern des FC Aarau zählt, war vor der Partie klar. Doch die Verunsicherung im Aarauer Abwehrverbund und die dominierende Spielweise der Iacopetta-Elf erstaunten den Fussballkenner dann doch. So dauerte es nicht lange, um das erste Wiler Tor zu bejubeln. Nach einer wunderschönen Vorarbeit von Lukembila und einem Zuspiel in den Rücken der Aarauer Abwehr erzielte Nils Reichmuth in der 17. Spielminute seinen dritter Saisontreffer. Nur wenige Minuten später hätte Lukembila auf 2:0 erhöhen müssen. Nach einem Foul an Heule scheiterte er mit seinem Elfmeterversuch an Enzler. Auch der Nachschuss fand nicht in die Maschen, weil sich Bunjaku mutig dazwischenwarf. Im weiteren Verlauf der ersten Halbzeit blieben die Wiler in Sachen Entschlossenheit und Zweikampfführung überlegen, was nach einer knappen halben Stunde gleich doppelt belohnt wurde: Zuerst packte Altmeister Muntwiler die ganz grosse Fussballkunst aus, vernaschte die halbe Aarauer Hintermannschaft, und schlenzte den Ball aus 20 Metern zum 2:0 ein. Und wenige Minuten später war es wiederum Lukembila, der im Strafraum gelegt wurde – Schiedsrichter Horisberger liess Vorteil laufen und Muci versenkte zum 3:0. Das 3:1 schliesslich vor der Pause kam zu einem auf dem Papier ungünstigen Zeitpunkt. Nach einem völlig missglückten Abschluss von Tasar landete der Ball bei Fazliu, der wiederum ins Zentrum flankte. Die Wiler brachten den Ball nicht weg und schliesslich war es Njie, der die Hereingabe mit dem Kopf versenkte.

Wer nun glaubte, dass sich der Wiler Kräfteverschleiss mit diesem Gegentreffer bemerkbar machen würde, belehrten die elf Kämpfer auf dem Platz eines Besseren. Aarau kam zwar etwas entschlossener aus der Kabine, die zwingenderen Chancen nach der Pause hatten wiederum die Wiler, unter anderem Dickenmann mit einem Lattenknaller. Eine Viertelstunde vor Abpfiff folgte der finale K.O-Schlag aus Aarauer Sicht durch einen Doppelpack des zuvor eingewechselten Nico Maier (73./75.). Einmal traf er auf Zuspiel von Lukembila (sein dritter Assist) und das andere Mal bereitete Muci mit einem starken Zweikampfverhalten den Treffer vor. Schliesslich war es Silvan Wallner, der ohne Gegenwehr per Kopfstoss für den deutlichen Endstand besorgt war.

Sechs Punkte aus den letzten drei Spielen hätte man vor der Partie wohl unterschrieben – die ersten drei sind nun Tatsache. Am Freitag folgt das schwierige Auswärtsspiel gegen Xamax, und die Woche drauf zu Hause gegen Ouchy. Es wäre sehr schön, wenn man die letzte Partie des Jahres vor einer erneut starken Kulisse bestreiten könnte.

HOPP WIL!

FC Wil – FC Aarau 6:1 (3:1)
Lidl Arena. – 1’912 Zuschauer. – SR: Horisberger

Tore: 17. Reichmuth 1:0. 27. Muntwiler 2:0. 28. Muci 3:0. 42. Njie (Fazliu) 3:1. 73. Maier 4:1. 75. Maier 5:1. 81. Wallner 6:1.

FC Wil 1900: Keller; Dickenmann, Montolio, Wallner, Heule; Muntwiler (80. Zumberi); Ndau (80. Cueni), Reichmuth (62. Staubli); Bahloul (62. Maier), Muci (76. Silvio), Lukembila.
FC Aarau: Enzler; Qollaku, Bunjaku, Kronig, Conus; Jäckle; Gjorgjev (84. Schwegler), Fazliu, Njie (56. Avdyli); Tasar (46. da Silva), Gashi (74. Hunziker).

Bemerkungen: Wil ohne Malinowski, Strübi (beide verletzt), Abazi, Baralija und Haarbo (alle nicht im Aufgebot). Aarau ohne Eberhard (krank), Candé und Wetz (beide nicht im Aufgebot). – 20. Enzler pariert Foulpenalty von Lukembila. 61. Lattenschuss Dickenmann. – Verwarnungen: 51. Njie, 87. Bunjaku (beide Foulspiel).

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